Nette Begegnung

Heute Abend nach der Arbeit musste ich noch dringend einkaufen. Stand mit dem Einkaufszettel vorm Kühlregal und habe nicht gefunden, was meine Mutter da aufgeschrieben hatte, was sie wollte… die Frau neben mir meinte „Ich denk es ist das was sie da haben! Sonst sagen sie einfach ich bin schuld!“ 🙂

Lachen hat mir schon mal ehr gut getan an diesem Montagabend. Später stand die Frau wieder hinter mir an der Kasse, als ein Mann mir sagte das es aus meinem Wagen tropft. Allerdings und nicht zu wenig, und als ich die schwere Dose vom Sahnebecher runter nahm meinte er trocken: „Jetzt läuft es richtig!“

Hände verschmiert ohne Taschentuch, kam die nette Frau mir wieder zur Hilfe, „ich habe drei Kinder, ich bin auf alles vorbereitet“ und gab mir ein Feuchttuch.

Später beim Einladen meiner Sachen ins Auto, habe ich die Kinderarmbändchen von der Nummer gegen Kummer gesehen, die ich als Werbung noch dabei hatte und habe ihr 3 davon für die Kinder geschenkt. Sie hat sich total gefreut – und ich auch.

Das Leben kann so schön sein, wenn man nett zueinander ist. 🙂

Erkennen

Ich bin immer noch nicht vollständig heil.

Wahrscheinlich geht das auch nicht nach allem Erlebten.

Aber ich merke, wie ich langsam anders damit umgehen kann. Die Trigger sind mir plötzlich wirklich bewusst. Ich habe immer noch oft Angst, Beklemmungen, ein Drücken in der Magengegend, einfach so … ohne konkreten Grund.

Ich verfalle aber nicht mehr in Panik. Ich mache Atemübungen. Ich rede nicht darüber. Weil es auch keinen Sinn macht, es ist zu konfus, ich weiß oft selbst nicht wo es her kommt. Aber Geduld und auch die kleinsten kontinuierlichen Übungen helfen. Ich bin so froh, Dami Charf gefunden zu haben und ich gebe diese Empfehlung auch gern hier und auch in meinem Ehrenamt weiter.

Ein Beispiel, habe ich früher von meinem Ex geträumt, bin ich mit Herzklopfen, Magenschmerzen, Angst und Beklemmungen aufgewacht und so ging ich in den Tage… in Tage… ich war aufgelöst und panisch wie ein Kaninchen vor einer Schlange. Innerlich die Haken schlagend den ganzen Tag. Vor etwas weg laufend das nicht mehr existiert.

Jetzt weiß ich das, ich wache immer noch so auf. Aber ich atme erstmal, ich bin mir bewusst, es ist vorbei, die Gefühle haben nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun. Ich atme und lasse sie wieder gehen. Lasse die Bilder vom Traum wie Wolken weg ziehen und bitte natürlich darum, dass sie aus meinem Kopf, Herz, Verstand, Seele, wo auch immer sie sitzen, weggenommen werden.

Eine kleine Übung von Dami, sich umdrehen, schauen, ja es klingt vielleicht lächerlich für Jemanden ohne Trauma, aber es hilft, den Körper mit einzubeziehen, sich wirklich umzudrehen, hier ist keine Gefahr, es ist alles in Ordnung. Es ist vorbei. Das war nur ein Echo. Es darf gehen.

Vor ein paar Wochen musste ich eine Straße weiter von der, in der der Ex gewohnt hat, ob er noch da wohnt, keine Ahnung, aber ich hatte ein mulmiges Gefühl beim hinfahren. Vor Ort war es ok, es war sogar beim zurück laufenf ans Auto nach meinem Termin ok, obwohl ich mich verlaufen hatte und direkt an der Ecke dieser sehr kurzen Straße vorbei kam. Die Angst war nicht mehr da.

Ich fühle mich immer noch nicht wohl, wenn ich mal aus versehen da vorbei muss, aber es wird immer leichter. Und es ist ok, dass es gedauert hat, es war nun mal schrecklich, ich muss nicht innerhalb einer bestimmen Zeit damit umgehen können, je schneller desto besser für mich, aber Druck hat noch selten etwas gebracht.

Der nächster Trigger ist eine sehr gute Freundin mit ihrer wunderbaren Tochter, an der ich sehr hänge, gerade wahrscheinlich auch weil ich selbst kein Kind habe, sie ist weg gezogen, es klang schon öfter an, aber beim letzten Besuch in ihrer alten Heimat wurde es konkret und ging jetzt richtig schnell.

Verlust wird immer mein Thema sein, ich hatte wieder tagelang Panik, innere Unruhe, habe geweint. Fühlte mich wieder komplett einsam.

Ich weiß wo es her kommt, Verlust, allein gelassen fühlen, es ist normal dass das wieder aufsteigt, ich bekämpfe es nicht mehr. Ich weine und lass es gehen und schaue dass es ein andere Situation ist, das ich nicht allein bin, das niemand gestorben ist, dass mich niemand verlässt für immer.

Und der nächste Trigger, eine eigentlich gute Freundin, mit deren Lebenswandel ich überhaupt nicht klar komme. Einerseits die Moral, ich versteh es einfach nicht und kann es nicht nachvollziehen. Ok ich muss sie so lassen wie sie ist, es ist ihre Einstellung und ihr Leben, nicht meines. Einerseits brüstet sie sich damit, andererseits ist die beleidigt wenn von der Familie entsprechend Kommentare kommen, ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Und was mich total auf die Palme bringt ist die Frauenfeindlichkeit. Ja, ist sie, gegenüber Frauen die nicht so denken wie sie … und entsprechend nicht so viel Sex haben. Das finde ich beleidigend. Und ja, ich habe es tatsächlich angesprochen (Alter Schwede!!! Ein Akt für mich) hat aber nichts geändert!

Und was hat das alles mit mir zu tun? Ich muss mich selbst akzeptieren, dass ich seit meiner Jugend gern anders wäre … ich wäre gern eine Frau die nichts so ernst nimmt, die mehrere Liebhaber hat und das Leben genießt, einfach aus dem Grund, weil ihr dann keiner weh tun kann und sie immer irgendwelche Bewunderer hat, die ihr Selbstbewusstsein pushen.

Ich habe schon immer mit mir gekämpft weil ich genau das Gegenteil bin, ich bin romantisch, ich will DIE EINE GROSSE LIEBE, ich bin treu, ich bin anhänglich und ehrlich, und vor allem; ich kann auch keine Körperlichkeit haben ohne Liebe, das ekelt mich total an. Also klar, wenn jetzt ein Mann mega attraktiv ist, sagen wir mal Tom Cruise würde bei mir vor der Tür stehen .. natürlich ist das keine Liebe, aber Schwärmen ist ja auch ein Gefühl! Ich rede von einfach mal die Typen die man abends kennerlernt mit heim nehmen.

Ich weiß rückblickend dass ich meinen Ex nicht geliebt habe, dementsprechend kann ich auch nicht und will ich auch nicht, an diese Episoden denken… ich ekel mich im Nachhinein und habe es auch bei den ersten paar Malen als wir uns näher gekommen sind!!! Wie schlimm, was habe ich mir da selbst angetan?

Und genau das gilt es sich zu verzeihen, dann ist auch die Wut auf den Anderen – meistens – weg. Ich verurteile mich nicht mehr, ich nehme mich selbst in den Arm und habe Verständis für die Lisa mit ihren 23, die ankommen will, die Familie will, die meint sie zählt nur, wenn sie Jemanden hat, der auch noch „erfolgreich“ ist, war er niemals, aber es hatte den Anschein, dass auch ihm was werden würde… .

Ich weiß, dass mich das triggert mit dem Lebenswandel, schau andere nehmen alles so leicht, warum kannst Du nicht so sein? Schau Andere haben ständig einen Haufen Typen, obwohl sie nicht attraktiv sind, wie hässlich bist Du denn dann erst, oder wie unsympathisch?

Dem folgt ein langer Rattenschwanz… stelle so einiges in Frage… aber ich merke endlich auf was für einem Zug ich sitze. Das ich wieder 14 bin, die Lisa, die lieber in der Natur ist und Bücher liest, aber alle Anderen haben schon einen Freund, zum Teil sogar schon Sex, nur ich kann nicht mithalten, ich bin zu hässlich, zu doof, mich will keiner …

Jetzt weiß ich was passiert und kann es stoppen. Wenn auch oft nicht mit einer Vollbremsung und quietschend rauchenden Reifen, sondern mit Zeit allein, wie ich es immer geliebt habe, draußen in der Natur, ich komme zu mir, ich habe mich wieder lieb, ich weiß das ich ok bin wie ich bin und dass ich genau so sein darf. Das ich mein Leben, meine Moral, meine Narben, meine Geschwindigkeit habe, das alles gut ist und wird.

Das ich ankomme, Schritt für Schritt, nicht im Außen, sondern bei mir.